Traumatische Erlebnisse hinterlassen tiefe Spuren. Doch mit dem richtigen Verständnis und professioneller Unterstützung ist Heilung möglich.
Ein psychisches Trauma entsteht, wenn wir ein Ereignis erleben, das unsere Bewältigungsmechanismen überfordert. Das Gehirn kann die Erfahrung nicht wie gewohnt verarbeiten, sie bleibt im Nervensystem gespeichert und beeinflusst unser Denken, Fühlen und Handeln.
Traumata können durch Einzelereignisse wie Unfälle oder Übergriffe entstehen, aber auch durch langanhaltende Belastungen wie Vernachlässigung oder Mobbing. Die Posttraumatische Belastungsstörung (PTBS) ist eine mögliche Folge, wenn das Trauma nicht verarbeitet werden kann. Laut der Schweizerischen Gesellschaft für Psychiatrie und Psychotherapie leiden etwa 2 bis 3 Prozent der Bevölkerung im Laufe ihres Lebens an einer PTBS.
Die moderne Traumaforschung hat gezeigt, dass traumatische Erlebnisse tiefgreifende Veränderungen im Gehirn verursachen können. Besonders betroffen sind dabei die Amygdala, die für die Angstverarbeitung zuständig ist, sowie der präfrontale Kortex, der für rationales Denken und Impulskontrolle verantwortlich ist. Diese neurologischen Veränderungen erklären, warum Traumafolgen so hartnäckig sein können und warum einfaches Reden über das Erlebte oft nicht ausreicht, um die Symptome zu lindern.
Traumafolgestörungen zeigen sich auf verschiedenen Ebenen. Die Symptome können unmittelbar nach dem Ereignis auftreten oder erst Monate bis Jahre später.
Die Diagnosekriterien für PTBS sind in der ICD Klassifikation festgelegt und umfassen verschiedene Symptomcluster. Wichtig zu wissen ist, dass nicht jeder Mensch, der ein traumatisches Ereignis erlebt, automatisch eine PTBS entwickelt. Die Reaktion auf Trauma ist individuell und hängt von verschiedenen Faktoren ab, darunter frühere Lebenserfahrungen, das soziale Umfeld und persönliche Ressourcen. Etwa 50 bis 60 Prozent aller Menschen erleben im Laufe ihres Lebens mindestens ein potenziell traumatisches Ereignis, doch nur ein Teil davon entwickelt eine behandlungsbedürftige Traumafolgestörung.
Traumaheilung ist ein Prozess, der Zeit braucht, aber er ist möglich. Mit professioneller Begleitung können die im Nervensystem gespeicherten Erfahrungen verarbeitet und integriert werden.
Die Wissenschaft hat in den letzten Jahrzehnten enorme Fortschritte im Verständnis von Trauma gemacht. Wir wissen heute, dass Traumaheilung auf neurobiologischer Ebene stattfindet. Das Gehirn ist auch im Erwachsenenalter noch formbar, ein Phänomen, das als Neuroplastizität bezeichnet wird. Dies bedeutet, dass neue neuronale Verbindungen geknüpft werden können und alte, dysfunktionale Muster durch heilsamere ersetzt werden können. Die Deutschsprachige Gesellschaft für Psychotraumatologie empfiehlt einen phasenorientierten Behandlungsansatz, der sich in der Praxis bewährt hat und von den meisten Traumatherapeuten angewendet wird.
Zuerst wird ein sicherer Rahmen geschaffen. Sie lernen Techniken zur Selbstregulation und zum Umgang mit belastenden Momenten. Diese Phase bildet das Fundament für die weitere Arbeit.
In geschütztem Rahmen werden die traumatischen Erinnerungen behutsam bearbeitet. Verschiedene Methoden helfen dabei, die "eingefrorenen" Erfahrungen zu verarbeiten und neu einzuordnen.
Das Erlebte wird Teil Ihrer Lebensgeschichte – ohne Sie weiterhin zu belasten. Sie entwickeln neue Perspektiven und können Ihr Leben wieder selbstbestimmt gestalten.
Arbeitet direkt mit dem Unterbewusstsein, wo traumatische Erfahrungen gespeichert sind. Ermöglicht sanfte Verarbeitung ohne Retraumatisierung.
Eye Movement Desensitization and Reprocessing nutzt bilaterale Stimulation zur Verarbeitung traumatischer Erinnerungen.
Trauma ist im Körper gespeichert. Methoden wie Somatic Experiencing helfen, körperliche Blockaden zu lösen.
Traumatherapie sollte von ausgebildeten Fachpersonen durchgeführt werden. Eine sichere therapeutische Beziehung und fachgerechte Begleitung sind entscheidend für den Heilungsprozess.
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