Selbstfürsorge ist kein Luxus, sondern eine Notwendigkeit. Entdecken Sie, wie Sie Ihre eigenen Bedürfnisse erkennen und erfüllen können.
Selbstfürsorge wird oft missverstanden als Wellness, Schaumbäder und Schokolade. Doch wahre Selbstfürsorge geht viel tiefer. Sie bedeutet, sich selbst als wertvoll zu betrachten und entsprechend zu handeln. Es geht darum, die eigenen physischen, emotionalen, sozialen und spirituellen Bedürfnisse zu erkennen und aktiv dafür zu sorgen, dass sie erfüllt werden. Manchmal bedeutet Selbstfürsorge auch, schwierige Entscheidungen zu treffen oder unangenehme Gespräche zu führen.
Die Universität Zürich, Psychologisches Institut forscht zu den Zusammenhängen zwischen Selbstfürsorge und psychischer Gesundheit. Studien zeigen, dass Menschen, die gut für sich sorgen, widerstandsfähiger gegenüber Stress sind, seltener an Burnout erkranken und insgesamt zufriedener mit ihrem Leben sind. Selbstfürsorge ist also keine Selbstsucht, sondern eine Investition in die eigene Gesundheit und Leistungsfähigkeit.
Viele Menschen haben nie gelernt, gut für sich zu sorgen. In manchen Familien galt es als egoistisch, eigene Bedürfnisse zu äussern. Andere haben in ihrer Kindheit erfahren, dass ihre Bedürfnisse nicht wichtig waren oder ignoriert wurden. Diese frühen Erfahrungen prägen unser Verhältnis zur Selbstfürsorge bis ins Erwachsenenalter. Das Gute ist, dass wir es jederzeit neu lernen können.
Körperliche Selbstfürsorge umfasst alles, was dem Körper guttut: ausreichend Schlaf, gesunde Ernährung, regelmässige Bewegung und medizinische Vorsorge. Es bedeutet auch, auf die Signale des Körpers zu hören und ihm Ruhe zu gönnen, wenn er sie braucht. Viele Menschen ignorieren körperliche Warnsignale so lange, bis sie krank werden. Präventive körperliche Selbstfürsorge ist der bessere Weg.
Emotionale Selbstfürsorge bedeutet, die eigenen Gefühle wahrzunehmen und anzuerkennen, ohne sie zu verdrängen oder zu verurteilen. Es geht darum, sich selbst so zu behandeln, wie man einen guten Freund behandeln würde, mit Verständnis und Mitgefühl. Dazu gehört auch, toxische Beziehungen zu erkennen und sich aus ihnen zu lösen. Die Stiftung Pro Mente Sana betont die Bedeutung emotionaler Selbstfürsorge für die psychische Gesundheit.
Soziale Selbstfürsorge beinhaltet die Pflege von Beziehungen, die uns guttun, und das Setzen von Grenzen gegenüber Menschen, die uns belasten. Menschen sind soziale Wesen, und qualitativ hochwertige Beziehungen sind ein wichtiger Faktor für unser Wohlbefinden. Gleichzeitig ist es wichtig, auch Zeit für sich allein zu haben und die eigene Gesellschaft zu geniessen.
Spirituelle Selbstfürsorge muss nicht religiös sein. Es geht um die Verbindung zu etwas Grösserem, sei es die Natur, Kunst, Musik oder eine Gemeinschaft. Es geht um Sinn und Bedeutung im Leben. Aktivitäten wie Meditation, Zeit in der Natur oder kreatives Schaffen können diese Dimension nähren.
Das grösste Hindernis für Selbstfürsorge ist oft das Gefühl, keine Zeit zu haben. In einer Gesellschaft, die Produktivität über alles stellt, kann es sich schuldig anfühlen, sich eine Pause zu gönnen. Doch diese Denkweise ist ein Trugschluss. Wer sich keine Zeit für Erholung nimmt, wird früher oder später zur Erholung gezwungen, meist in Form von Erschöpfung oder Krankheit.
Ein weiteres Hindernis ist das Gefühl, es nicht zu verdienen. Menschen mit geringem Selbstwert fällt es oft schwer, für sich selbst zu sorgen. Sie stellen die Bedürfnisse anderer chronisch über die eigenen und fühlen sich egoistisch, wenn sie an sich denken. Hier hilft die Erkenntnis, dass Selbstfürsorge letztlich auch anderen zugutekommt. Wer ausgebrannt ist, kann niemandem helfen. Die Telefonseelsorge bietet Unterstützung für Menschen, die mit solchen Gefühlen kämpfen.
Fragen Sie sich täglich: Was brauche ich gerade? Was tut mir gut? Was erschöpft mich? Diese einfachen Fragen helfen, mit den eigenen Bedürfnissen in Kontakt zu bleiben. Führen Sie eine Woche lang ein Selbstfürsorge Tagebuch und notieren Sie, was Ihnen Energie gibt und was sie raubt.
Selbstfürsorge muss nicht zeitaufwändig sein. Kleine Momente der Achtsamkeit, eine kurze Pause bei einer Tasse Tee, ein paar tiefe Atemzüge, diese kleinen Inseln im Alltag können einen grossen Unterschied machen. Der Schlüssel liegt in der Regelmässigkeit, nicht in der Dauer. Es ist besser, jeden Tag fünf Minuten achtsam zu sein als einmal im Monat einen Wellness Tag einzulegen.
Planen Sie Selbstfürsorge aktiv in Ihren Kalender ein. Wenn Sie auf einen freien Moment warten, wird er möglicherweise nie kommen. Behandeln Sie Termine mit sich selbst genauso verbindlich wie Termine mit anderen. Beginnen Sie mit kleinen, machbaren Schritten und bauen Sie Ihre Selbstfürsorge Routine langsam aus.
Nein sagen ist eine wichtige Form der Selbstfürsorge. Es bedeutet, die eigene Zeit und Energie zu schützen und nicht alles zu übernehmen, worum man gebeten wird. Dies erfordert Übung, besonders für Menschen, die es gewohnt sind, es allen recht zu machen. Doch jedes Nein zu etwas, das nicht zu Ihnen passt, ist ein Ja zu sich selbst und zu dem, was Ihnen wirklich wichtig ist.
Lernen Sie, Ihre Grenzen freundlich, aber bestimmt zu kommunizieren. Sie müssen sich nicht rechtfertigen oder entschuldigen, wenn Sie Ihre Bedürfnisse wahrnehmen. Ein einfaches „Das passt gerade nicht für mich" ist ausreichend. Mit der Zeit werden Sie feststellen, dass die Menschen in Ihrem Leben, die es wert sind, Ihre Grenzen respektieren werden.
Wenn Sie Unterstützung bei der Entwicklung einer nachhaltigen Selbstfürsorge Praxis brauchen, kann therapeutische Begleitung hilfreich sein.