Das Gefühl, ausgebrannt zu sein, betrifft immer mehr Menschen. Lernen Sie die Warnsignale kennen und finden Sie Wege zurück zu Energie und Lebensfreude.
Burnout ist ein Zustand tiefgreifender emotionaler, körperlicher und geistiger Erschöpfung, der durch anhaltenden Stress entsteht. Anders als normale Müdigkeit verschwindet Burnout nicht einfach nach einem erholsamen Wochenende oder Urlaub. Es handelt sich um einen schleichenden Prozess, bei dem die eigenen Ressourcen über einen längeren Zeitraum aufgebraucht werden, bis schliesslich nichts mehr übrig ist.
Die Weltgesundheitsorganisation WHO hat Burnout im Jahr 2019 offiziell als berufsbedingtes Phänomen anerkannt und in die internationale Klassifikation der Krankheiten aufgenommen. Dies unterstreicht die Bedeutung und Ernsthaftigkeit dieses Zustands, der lange Zeit als reine Befindlichkeitsstörung abgetan wurde. Burnout ist keine Schwäche und kein Zeichen mangelnder Belastbarkeit, sondern die natürliche Reaktion eines überforderten Systems.
Das Tückische am Burnout ist sein schleichender Verlauf. Betroffene merken oft erst spät, wie weit der Erschöpfungsprozess bereits fortgeschritten ist. Viele Menschen ignorieren die ersten Warnsignale ihres Körpers und arbeiten einfach weiter, bis irgendwann gar nichts mehr geht. Der Körper zwingt sie dann zu einer Pause, die wesentlich länger dauern kann, als wenn frühzeitig gegengesteuert worden wäre.
Burnout manifestiert sich auf verschiedenen Ebenen, die sich gegenseitig verstärken. Die Staatssekretariat für Wirtschaft SECO beschreibt drei zentrale Dimensionen, die für das Burnout Syndrom charakteristisch sind.
Die erste Dimension ist die emotionale Erschöpfung. Betroffene fühlen sich ausgelaugt, leer und haben das Gefühl, nichts mehr geben zu können. Selbst einfache Aufgaben werden zur Belastung, und die Erholung am Feierabend oder Wochenende reicht nicht mehr aus, um neue Kraft zu schöpfen. Diese tiefe Müdigkeit betrifft nicht nur den Körper, sondern vor allem auch die Psyche.
Die zweite Dimension ist die Depersonalisierung oder Zynismus. Menschen im Burnout entwickeln oft eine distanzierte, gleichgültige Haltung gegenüber ihrer Arbeit und den Menschen, mit denen sie arbeiten. Was früher Freude bereitet hat, wird zur Last. Dieser emotionale Rückzug ist ein Schutzmechanismus der Psyche, kann aber die Situation weiter verschlimmern, da Beziehungen leiden und Isolation zunimmt.
Die dritte Dimension betrifft das reduzierte Leistungserleben. Trotz aller Anstrengung haben Betroffene das Gefühl, nichts mehr zu schaffen und inkompetent zu sein. Die Qualität der Arbeit lässt tatsächlich nach, was zu einem Teufelskreis führt: Je mehr man sich anstrengt, desto weniger erreicht man, was wiederum zu noch mehr Anstrengung führt.
Der Körper sendet deutliche Signale, wenn er überlastet ist. Diese ernst zu nehmen ist der erste Schritt zur Prävention. Zu den körperlichen Warnsignalen gehören anhaltende Müdigkeit trotz ausreichend Schlaf, häufige Kopfschmerzen oder Migräne, Verspannungen im Nacken und Rückenbereich, Magen Darm Beschwerden, ein geschwächtes Immunsystem mit häufigen Infekten sowie Herzklopfen oder Brustenge.
Neben den körperlichen gibt es auch emotionale und kognitive Warnsignale. Dazu zählen zunehmende Reizbarkeit und Ungeduld, das Gefühl der inneren Leere, Konzentrationsschwierigkeiten und Vergesslichkeit, Schlafstörungen, sozialer Rückzug, Verlust von Freude und Interesse sowie ein Gefühl der Sinnlosigkeit.
Burnout entsteht selten durch einen einzelnen Faktor, sondern durch das Zusammenwirken verschiedener Belastungen über einen längeren Zeitraum. Die Bundesamt für Gesundheit BAG nennt sowohl arbeitsplatzbezogene als auch persönliche Faktoren, die das Burnout Risiko erhöhen.
Zu den arbeitsbezogenen Risikofaktoren gehören hohe Arbeitsbelastung bei wenig Kontrolle über die eigene Arbeit, unklare Erwartungen und Zuständigkeiten, mangelnde Anerkennung und Wertschätzung, Konflikte mit Vorgesetzten oder Kollegen, fehlende soziale Unterstützung am Arbeitsplatz sowie eine Diskrepanz zwischen persönlichen Werten und den Anforderungen der Arbeit.
Persönliche Faktoren spielen ebenfalls eine wichtige Rolle. Menschen mit hohem Perfektionismus, starkem Verantwortungsgefühl und der Tendenz, sich selbst zu überfordern, sind besonders gefährdet. Auch wer Schwierigkeiten hat, Grenzen zu setzen und Nein zu sagen, läuft Gefahr, sich zu überlasten. Die Unfähigkeit, abzuschalten und sich zu erholen, ist ein weiterer bedeutsamer Risikofaktor.
Laut Studien sind in der Schweiz etwa 25 Prozent der Erwerbstätigen von chronischem Stress betroffen. Die volkswirtschaftlichen Kosten durch stressbedingte Erkrankungen werden auf mehrere Milliarden Franken pro Jahr geschätzt. Prävention und frühzeitige Intervention sind daher nicht nur für den Einzelnen, sondern für die gesamte Gesellschaft von grosser Bedeutung.
Der Weg aus dem Burnout erfordert Zeit, Geduld und oft auch professionelle Unterstützung. Der erste und wichtigste Schritt ist die Anerkennung, dass man sich in einem Burnout befindet. Dies fällt vielen Betroffenen schwer, da sie gewohnt sind, zu funktionieren und Schwäche als Versagen empfinden.
Eine Krankschreibung kann notwendig sein, um den Kreislauf der Erschöpfung zu durchbrechen. Diese Zeit sollte nicht als Niederlage, sondern als Chance zur Regeneration und Neuausrichtung verstanden werden. Der Körper braucht Ruhe, um sich zu erholen, und die Psyche braucht Raum, um die Situation zu verarbeiten und neue Perspektiven zu entwickeln.
Langfristig ist es wichtig, die Faktoren zu identifizieren und zu verändern, die zum Burnout geführt haben. Dies kann Veränderungen am Arbeitsplatz erfordern, aber auch eine Auseinandersetzung mit eigenen Mustern und Überzeugungen. Warum fällt es mir schwer, Nein zu sagen? Warum muss ich immer perfekt sein? Solche Fragen können in einer Psychotherapie oder einem Coaching bearbeitet werden.
Vorbeugen ist besser als heilen. Regelmässige Selbstreflexion hilft, erste Anzeichen von Überlastung zu erkennen. Achten Sie auf Ihre Energiebilanz: Gibt es genügend Aktivitäten in Ihrem Leben, die Ihnen Energie geben, oder überwiegen die energieraubenden Tätigkeiten? Pflegen Sie Ihre sozialen Kontakte und Hobbys, auch wenn die Zeit knapp erscheint. Bewegung, ausreichend Schlaf und eine gesunde Ernährung bilden die körperliche Grundlage für Belastbarkeit.
Lernen Sie, Grenzen zu setzen und Ihre Bedürfnisse zu kommunizieren. Dies ist keine Schwäche, sondern ein Zeichen von Selbstfürsorge und letztlich auch von Professionalität. Wer langfristig leistungsfähig bleiben will, muss für seine Erholung sorgen. Die Fähigkeit zur Abgrenzung lässt sich trainieren und wird mit der Zeit leichter.
Wenn Sie sich in einem Burnout befinden oder Warnsignale erkennen, zögern Sie nicht, professionelle Hilfe zu suchen. Hypnotherapie kann helfen, tiefliegende Muster zu erkennen und neue Wege der Selbstfürsorge zu etablieren.